Omi Elsa - war sie etwa eine Gangster-Oma?


Bevor wir euch die Geschichte von Omi Elsa erzählen können, müssen wir euch darauf hinweisen, dass Elsa der Veröffentlichung nur unter der Bedingung zugestimmt hat, dass sie sich auch zu Wort melden und die eine oder andere Sache richtigstellen kann. Da sind wir jetzt aber mal sehr gespannt!

 

Freundeskreís: „Omi Elsa wurde Ende Mai von Dr. Claudiu in einem der umliegenden Dörfer aufgegriffen. Sie ist eine winzig kleine, sehr, sehr alte Jack Russel-Terrier-Hündin, die wir auf 14-15 Jahre geschätzt haben. Zuerst lebte Omi Elsa im Tierheim mit mehreren anderen Hunden in einem Zwinger. Weil sie aber schon so alt war und wir nicht wussten, ob sie sich gegen andere beim Fressen durchsetzen kann, haben wir sie in einen kleineren Zwinger verlegt.“

 

Omi Elsa: „Hier muss ich schon gleich einmal einhaken. Es ehrt euch ja wirklich, dass ihr euch so viel Sorgen um mich gemacht habt, aber das wäre echt nicht nötig gewesen. Ich mag zwar nicht mehr die jüngste sein, ABER ICH BIN IMMER NOCH EIN TERRIER! Und glaubt mir eines: Wenn ein Terrier einen Futternapf haben will, dann bekommt er den auch! Ich war übrigens nicht schon immer auf der Straße unterwegs, sondern habe früher einen "Besitzer" gehabt. Das könnt ihr an der hässlichen Verletzung auf meiner Nase sehen. Die abergläubische, rückständige Landbevölkerung in Rumänien glaubt nämlich immer noch, dass sie ihre Hunde vor Staupe schützen können, indem sie ihnen ein glühendes Eisen quer über die Nase drücken. Dabei weiß heute sogar jeder Hund, dass nur eine Impfung vor Staupe schützt. Aber wahrscheinlich geht es meistens eher darum, dass die Sache mit dem glühenden Eisen halt billiger ist als Impfen.“

 

Freundeskreís: „Wir waren fest entschlossen, dass Omi Elsa ihren Lebensabend nicht im Tierheim verbringen sollte und haben deshalb dringend nach einem Gnadenplatz für sie gesucht. Und stellt euch vor, manchmal geschehen Wunder fast über Nacht. Die liebe Michaela und ihre Mama haben Elsa im Internet gesehen und es hat sie das getroffen, was man Liebe auf den ersten Blick nennt. Beide wollten der kleinen Elsa ein schönes und sicheres Zuhause geben, das auf ihre Bedürfnisse und medizinische Notwendigkeiten abgestimmt ist. Sie sollte in Ruhe Ihren Lebensabend genießen, mit viel Zuwendung und Familienanschluss. Anfang Juli war Omi Elsa so weit in den Reisebus zu klettern und die lange Fahrt so gut es ging zu verschlafen.“

 

Omi Elsa: „Bis ich Michaela und ihre Mama kennengelernt habe, wusste ich nicht, dass es so tolle selbstlose Menschen gibt. Ich habe mich so sehr auf mein neues Zuhause gefreut und war wild entschlossen, jeden Tag meines neuen Lebens in Dankbarkeit zu genießen … und mein Terrier-Temperament so gut es mir möglich ist in Schach zu halten. Aber ihr wisst ja, wie das so ist mit guten Vorsätzen …“

 

Omi Elsa „erobert“ ihr neues Zuhause

 

Michaela: „Als Elsi in Deutschland ankam, hat man ihr angemerkt, dass ihr allgemeiner körperlicher Zustand kritisch war. Sie hört und sieht kaum, und ein erster Tierarztbesuch bestätigte schlechte Nierenwerte im Blut. Aber, sie hat von Anfang an ihr neues Umfeld erkundet und hatte auch kein Problem mit den beiden vorhandenen Familienhündinnen gehabt. Sie war den beiden gegenüber zwar sehr zurückhaltend, hat aber direkt bei der Fütterung im Rudel mitgefressen. ABER, Elsi hatte von Beginn an SEHR großen Appetit und ist dabei SEHR ungeduldig. Ich musste sogar die Reihenfolge bei der Napf Vergabe ändern, damit sie als erste ihr Menü erhält, da sie sich sonst direkt auf die Näpfe der beiden anderen gestürzt hat. Und meine vorhandenen Hündinnen Bonny und Emma haben das sogar geduldet?!“

 

Omi Elsa: „Mein Gedächtnis ist nicht mehr das Beste. Hatte ich schon erwähnt, dass ich, wenn ich einen Futternapf haben will, den auch bekomme?“

 

Michaela: „Elsi hat sich inzwischen prima eingelebt. Und sie hat vor einiger Zeit tatsächlich beschlossen, dass sie nicht mehr bei mir im Haus leben will, sondern nebenan bei meiner Mutter, die in einem eigenen Haus auf dem gleichen Grundstück mit Garten lebt wie wir. Elsi hat jetzt mehrmals täglich Kontakt zu meinen anderen beiden Hündinnen, kann sich aber, wenn sie will, in ihren persönlichen Wohlfühl-Raum zurückziehen. Meine Mutter kümmert sich rührend um sie.“

 

Omi Elsa: „Wir beide haben eine Omi-WG gegründet, in der ich Einzelprinzessin bin. Für mich ist das hier der beste Platz überhaupt. Bonny und Emma sind mir manchmal einfach zu aktiv, da bin ich dann froh, wenn ich mich wieder für ein Schläfchen zurückziehen kann.“

 

Michaela: „Elsi hat leider nach wie vor Nierenprobleme, aber die Laborwerte sind deutlich besser geworden. Manchmal muss es mit dem Pipimachen sehr schnell gehen, aber wenn die Tür nach draußen nicht offen ist, meldet sie sich wortlos bei meiner Mutter. Sie jault nie, schläft viel aufgrund des Alters, liegt für ihr Leben gerne draußen in der Sonne oder in ihrem Kuschelkörbchen. Ansonsten bellt sie nie und ist auch nicht an Besuchern interessiert, es sei denn, sie haben Leckerlies dabei, aber auch dann nicht immer - ich glaube, sie hat Angst vor Männern.“

 

Omi Elsa: „Glaubt mir, nach der Sache mit dem glühenden Eisen und noch so ein paar anderen Vorkommnissen in meinem früheren Leben hättet ihr das auch.“

 

Michaela: „Elsi ist alles andere als schüchtern, sie ist eher absolut unerschrocken und größenwahnsinnig. Sie benötigt für ihre alten Knochen dauerhaft ein Schmerzmittel, aber dann kann sie kurzfristig blitzschnell rennen … und angreifen. Neulich hat meine Cattledog-Mix-Hündin Bonny (gerade heiß) versucht, ihr ganz liebevoll die Ohren zu lecken. Da hättet ihr Omi Elsa aber einmal erleben sollen! Sie hat Bonny blitzschnell und ohne jede Vorwarnung bellend angegriffen. Glücklicherweise waren wir dabei und Bonny hat sie auch nur kurz abgewehrt und dann sofort von ihr abgelassen. Durch den hohen Cattle-Anteil hat Bonny sehr viel Kraft, sie hätte der zerbrechlichen Elsa schon aus Versehen etwas brechen können. Nach diesem Vorfall haben meine Mutter und ich ernsthaft ein paar Tage lang überlegt, ob Elsa in ihrem früheren Leben vielleicht als Gangster-Oma eine Hundegang angeführt hat? Im Gegensatz zu meinen anderen beiden Hündinnen braucht Elsa auch beim Tierarzt grundsätzlich einen Maulkorb.“

 

Omi Elsa: „Also jetzt lasst mal „die Kirche im Dorf“! Gangster-Oma! Googelt doch einmal das Wort „Terrier“, dann werdet ihr dort keine Begriffe wie „sanftmütig“, „unterwürfig“, „nachgiebig“ oder ähnliches finden, sondern nur Begriffe wie „draufgängerisch“, „reaktionsschnell“, „selbstbewusst“, „klug“ und ein kleines bisschen „starrsinnig“. Manchmal wäre ich auch lieber ein Labrador oder ein Golden Retriever, dann wäre mein Leben einfacher, aber ich bin halt nun mal ein Terrier! Schon alt, aber immer noch ein Terrier! Wenn ich wieder einmal „ausraste“, ist es so ähnlich wie bei Dr. Jekyll & Mr. Hyde. Bei mir legt sich ein Schalter um, und blitzartig bekommt der Terrier die Oberhand. Hinterher tut es mir auch immer echt leid, aber wer kann schon seine eigene Natur verleugnen.“

 

Michaela: „Und man darf, wenn Elsa in der Nähe ist, kein Essen liegen lassen - NICHTS! NIRGENDWO! Sie hat immer einen Riesenappetit. Am Anfang hat sie regelmäßig den Boden um die Mülltonnen im Hof inspiziert, ob etwas zu finden ist. Sie versucht überall hochzuklettern und hat meiner Mutter zweimal eine Tüte mit Croissants geklaut. Beim ersten Mal hat sie in Windeseile 4 Croissants auf einmal gegessen. Sie hat sich sogar schon ein gefrorenes Würstchen geklaut und versucht es zu fressen. Sie ist eine Meisterdiebin. Neben getrockneten Fischen sind Backwaren aller Art und ganz besonders Croissants ihre Lieblingsspeise.“

 

Omi Elsa: „Sind halt liebgewonnene alte Gewohnheiten. Nur dadurch habe ich es geschafft, auf der Straße so lange zu überleben. Geh niemals an etwas auch nur annähernd Essbarem vorbei, du weißt nie, wann sich dir wieder eine Chance bietet! Alte Gewohnheiten legt man nicht so einfach ab.“

 

Michaela: „Außer Essen liebt Omi Elsa es Gassi zu gehen und beim Tierarzt unkastrierte Rüden zu treffen.“

 

Omi Elsa: „Also echt, jetzt macht aber mal „halblang“. Was gibt es denn dagegen zu sagen? Ich mag vielleicht alt und klapprig sein, aber doch nicht tot!“

Michaela: „Elsi gehört zu unserer Familie, als wäre sie schon immer da gewesen. Wir hoffen sehr, dass sie noch längere Zeit bei uns verbringen kann.“

 

Omi Elsa: „Noch nie in meinem langen Leben bin ich so liebevoll umsorgt worden, nie vorher habe ich so ein kuscheliges und sicheres Körbchen zum Schlafen gehabt, Ich habe nicht einmal gewusst, dass es so etwas köstliches wie Croissants gibt. Es ist wunderbar, ein Familienhund zu sein, und ich würde mir wünschen, dass ich dieses behütete Dasein noch eine Zeit lang genießen kann. Ich glaube auch, dass meine Chancen dafür nicht schlecht stehen: Wir Terrier sind zäh!“